Aktuell schießen Anbieter wie Pilze aus dem Boden, um die neuste Alternative zur Werbung auf Webseiten anzupreisen: Cryptomining.
Dies ist ein Kommentar. Read with caution.
Klar, man muss die Websitebetreiber verstehen, kenne ich ja auch nicht anders: Man sucht immer nach Einnahmequellen. Werbung wird geblockt und Spenden laufen eher mäßig. Da kommt eine (zugegeben wirklich mal neue) Idee zur Finanzierung gerade recht. Aber:
Das Thema war schon vorher verbrannt
Wenn ich mich richtig erinnere, waren die ersten, die das gemacht haben, irgendwelche Schadprogramme (in gekaperten Browser-Plugins). Damit stellt sich die Frage, ob solche Dienste bei den Besuchern Akzeptanz finden können.
Aber es wird noch besser: Aufgrund der Tatsache, dass einige Anbieter (zu Beginn) keinen Opt-In angeboten haben, ist das Thema direkt in ein negatives Licht gerückt. Es wäre wenig verwunderlich, wenn z. B. Suchmaschinen die Verwendung solcher Dienste früher oder später mit einem Downrank belohnen. Es kann einfach nicht sein, dass ein Websitebetreiber die CPU dafür missbraucht, Cryptowährungen zu schürfen, ohne vom Besucher vorher die explizite Erlaubnis dafür zu bekommen.
Klar, inzwischen wird von vielen dieser Anbieter zuerst einmal ein Popup eingeblendet, dass nach Erlaubnis frägt. Aber das Kind ist bereits in den Brunnen gefallen. Und möchte ich als Benutzer (in Europa) noch mehr Popups wegklicken? Wir werden doch schon alle von dem EU-Cookie-Law gequält…
Datenschutz und Sicherheit
Schon bei den Anbietern von Werbung gibt es das Problem, dass der Besucher verfolgt werden kann. Das wird auch bei Mining-Anbietern nicht anders sein, da auch hier Skripte in den Quelltext eingebettet werden müssen. Damit weiß der Cryptomining-Anbieter auch, auf welchen Webseiten ein einzelner Besucher unterwegs ist. Außerdem kommen zu den üblichen Tracking-Variablen (Betriebssystem, Browser etc.) jetzt auch noch ausführliche Leistungsparameter zum benutzten System dazu!
Wie sicherheitskritisch sich diese eingebetteten Skripte verhalten, wird sich zeigen.
Zerstören der UX
Wenn ich auf einer Seite mich über irgendwelche Themen informieren möchte und währenddessen meine CPU anfängt zu glühen, ist die Benutzererfahrung ziemlich schnell hinüber. Irgendwann ist der Browser dann so lahm, dass man die Seite am besten nur noch verlassen möchte. Und im Extremfall bringt man den Browser zum Absturz, wenn man die letzten paar Ressourcen bei schwachen Systemen fürs Schürfen missbraucht.
So. Genug Rant für heute.
Update:
Wie Thomas in den Kommentaren richtig angemerkt hat: Zu dem ganzen Thema kommt auch noch der zusätzliche Energiebedarf hinzu. Und Strom kostet ja Geld.
6 Antworten zu „Murks des Tages: Cryptomining im Browser als Alternative zur Werbung“
Naja, ob ganz viele Werbebanner und Fullscreen Overlays da so eine bessere UX schaffen, ist Zweifelhaft.
Es stimmt auch Grundsätzlich was du sagst, wenn man vom worst-case-scenario ausgeht. Wenn ich jetzt eine Webseite besuche und die durch den Miner 10% mehr CPU verbraucht, finde ich das okay und angenehmer als Werbung.
Müsste halt nur strikt reguliert sein. Welche Daten abgegriffen werden, Einverständnis usw.
> Es kann einfach nicht sein, dass ein Websitebetreiber die CPU dafür missbraucht, Cryptowährungen zu schürfen, ohne vom Besucher vorher die explizite Erlaubnis dafür zu bekommen
Naja für mich ist das Verhalten, ressourcenhungrige Werbung zu schalten, fast dieselbe Liega. Von daher vermag ich selbst da nur einen marginalen Unterschied zu erkennen.
Eine Betrachtung die mir bisher fehlt: Durch das ganze JS und CPU-only ist das mining wahrscheinlich arg ineffizient. Will sagen es gibt gerade bei BTC ja mining-Farmen, die mit GPUs und FPGA-Boards rechnen und damit schneller und sparsamer sind.
Genau darum „lohnt“ sich Bitcoinmining ja nicht. Es geht ja nicht um „das dauert halt lange“.
Ein wichtiger Aspekt für mich: Mining kostet Energie. Und Energie habe ich auf mobilen Geräten (Smartphone, Tablet, Notebook) einfach nicht. Da ist die Akkukapazität sowieso schon unzureichend, und dann grillt mir jemand mit meiner wenigen Energie auch noch die Oberschenkel?
Nein Danke. Die Idee mit der „Mining-Finanzierung“ ist wirklich nur auf den allerersten Blick gut. :S
Stimmt, das Thema kommt auch noch dazu!
Das Trickreiche: Gerade auf mobilen Geräten sind die Möglichkeiten, den Javascriptunsinn zu blockieren, oft nicht besonders umfangreich.